„Toleranz“ ist längst ein geflügeltes Wort geworden, das im alltäglichen Sprachgebrauch seine Konturen zu verlieren droht. Dabei handelt es sich um eine für unser gesellschaftliches Zusammenleben unerlässliche Fähigkeit. Deshalb besteht hier Klärungsbedarf. Dafür lohnt es
sich, in die Begriffsgeschichte zu schauen und so die ursprünglichen Bedeutungsdimensionen zu betrachten, die heute kaum noch mitgedacht werden, wenn von Toleranz die Rede ist. Ein weiterer Begriff, der in aller Munde ist und ebenfalls an Kontur verliert, ist die Identität. Sie
steht in einem engen Zusammenhang zum Toleranzbegriff. Doch bedarf es zumindest der Unterscheidung zwischen sozialer und personaler Identität, da die eine Toleranz eher erschwert, während die andere Toleranz begünstigt. Insofern gehen Identität und Toleranz
Hand in Hand, doch niemals so, dass es zur Harmonie kommt. Ein tolerantes Miteinander ist niemals ideal. Stattdessen sollte man mit Rainer Forst eher von „Toleranz im Konflikt“ sprechen.